Preise

Förderungspreis der Wiener Sprachgesellschaft

Zur Förderung des Nachwuchses sowie als Anreiz für Studierende und jüngere Fachkolleg*innen, der Sprachgesellschaft als Mitglied beizutreten, wurde ein aus Rücklagen finanzierter Förderungspreis gestiftet. In den Genuss der Förderung kommen herausragende sprachwissenschaftliche Abschlussarbeiten an einer Wiener Universität des jeweils vergangenen akademischen Jahres, aktuell somit 2023/24.

Bewerbung

Voraussetzung für die erfolgreiche Bewerbung ist ein Studienabschluss zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September des aktuellen Jahres mit einer herausragenden wissenschaftlichen Abschlussarbeit mit linguistischem Schwerpunkt an einer Wiener Universität.

Auf der Grundlage der Entscheidung einer autonomen Jury werden zwei Preise vergeben:

  • Preis für die beste eingereichte Dissertation (PhD): ein Preisgeld in der Höhe von 600 Euro und ein Jahr Mitgliedschaft in der Wiener Sprachgesellschaft, sowie nach Maßgabe der Möglichkeiten ein Vortrag zum Dissertationsthema im Lauf des Semesters, in dem der Preis verliehen wurde (in der Regel das auf die Einreichung folgende Sommersemester)
  • Preis für die beste eingereichte Masterarbeit (bzw. Diplomarbeit): ein Preisgeld in der Höhe von 300 Euro und ein Jahr Mitgliedschaft in der Wiener Sprachgesellschaft

Bewerbungsunterlagen

  • Lebenslauf
  • Wissenschaftliche Abschlussarbeit in elektronischer Form
  • 1 Empfehlungsschreiben einer Betreuerin / eines Betreuers der Abschlussarbeit
  • Adresse für die Einreichung von Bewerbungen: wsg.sprachwissenschaft@univie.ac.at

Die Bewerbungsfrist für das akademische Jahr 2023/24 endet am 31. Dezember 2024.

Preisträger*innen 2022/23

Mag.a Iva Kovač, MA für die Masterarbeit „The Croatian habitual-like ‘know’ in a cross-linguistic context – A decomposition approach“ (Betreuung: Univ.-Prof. Susanne Wurmbrand)

Abstract: Das kroatische Verb znati (wtl. ‘wissen’) kann in Kombination mit einem Infinitiv eine habituell-artige Lesart annehmen, welche ungefähr besagt, dass das vom eingebetteten Prädikat denotierte Ereignis gelegentlich stattfindet (siehe z.B. Hellman 2005). Die vorliegende Masterarbeit analysiert diese Konstruktion im Vergleich mit anderen komplexen habituellartigen Ausdrücken im Deutschen, Englischen, Hebräischen und Kroatischen (z.B. das englische used to oder das deutsche pflegen). Die Hauptschlussfolgerung, die aus diesem Vergleich hervorgeht, ist, dass das Konzept der Habitualität auf kein universell gültiges Merkmal reduziert werden kann (siehe auch Boneh & J˛edrzejowski 2019), sondern in grundlegendere Eigenschaften zergliedert werden muss, umzu einer umfangreichen Klassifikation von habituell-artigen Ausdrücken zu gelangen. Der auf Zergliederung basierte Zugang spiegelt sich auch in der syntaktischen Implementation wider. Aufbauend auf Cavirani-Pots’ (2020) Konzept von Semilexikalität und Cinques (1999, 2006) kartografischer Satzstruktur werden die habituell-artigen Ausdrücke als Kombinationen von elementaren Bausteinen, im Speziellen lexikalischenWurzeln und funktionalen Köpfen, analysiert. Die Analyse wird auch an andere Lesarten des kroatischen znati (z.B. Einstellung oder mentale Fähigkeit) angewendet. Dies deutet darauf hin, dass eine Untersuchung aus der Perspektive der Semilexikalität von Verben in anderen Sprachen, die ähnliche Bedeutungen (ungefähr ‘wissen’) und Anwendungen aufweisen, den Beitrag der lexikalischenWurzeln isolieren und somit zu neuen Einsichten in die Syntax und Semantik von solchen Verben führen könnte.

Iva Kovač ist aktuell als Universitätsassistentin (PraeDoc) am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien tätig. Weitere Infos finden Sie hier.

Jonas Hassemer, BA MA für die Dissertation „Languaged Work/ers An Ethnography of Linguistic Labour and Professional Selves in Refugee Support Work“ (Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Jürgen Spitzmüller; Prof. Mag. Dr. Brigitta Busch)

Abstract: Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine kritisch-soziolinguistische Ethnografie zur Konstruktion sprachlicher, ‘versprachter’ [languaged] und professioneller Subjektpositionen im Kontext der Flüchtlingsarbeit in Österreich, im Speziellen in den Jahren nach der sog. ‘Flüchtlingskrise’ 2015. Die Arbeit basiert auf zweieinhalbjähriger ethnografischer Feldforschung (April 2016 bis September 2018) in einer Wiener Einrichtung. Bei dieser handelt es sich um eine Beratungsstelle, die von einer NGO betrieben wird und die Geflüchteten unabhängig von deren aufenthaltsrechtlichen Status soziale und rechtliche Beratungsservices zu Fragen des privaten Wohnens (d. h. außerhalb organisierter Quartiere) anbietet. Im weitesten Sinne ‘sprachliche’ und ‘kommunikative’ Arbeit spielt in diesem Kontext eine zentrale Rolle, sei es in Bezug auf die Beratungstätigkeit an sich, oder in Bezug auf ‘sprachmittlerische’ Leistungen, also Dolmetschen und Übersetzung sowie Formen sog. ‘muttersprachlicher Beratung’, die zusammengenommen das Funktionieren der Beratungsstelle erst ermöglichen. Gleichzeitig sind ‘Sprache’ und ‘Kommunikation’ auch Gegenstand kontinuierlicher Problematisierung im institutionell-organisationalen Diskurs, nicht zuletzt im Zusammenhang mit einer institutionellen Marginalität der entsprechenden Tätigkeiten und Prekarität der Akteur*innen und ihrer Arbeitsverhältnisse. Auf Grundlage verschiedener ethnografischer Daten (Beobachtungsnotizen, Audioaufzeichnungen von Interaktionen am Arbeitsplatz und Interviews mit verschiedenen Akteur*innen, institutionellen Dokumente usw.) erarbeite ich eine materiell eingebettete, metapragmatische Analyse, die Subjektpositionierungen, (leiblich-affektives) Erleben und damit verbundene Prozesse der Differenzierung, Valorisierung und Regulierung sprechender Subjekte und materieller sowie symbolischer Ressourcen aus politisch-ökonomischer Sicht in den Blick nimmt. Diese in ethnografischen Fallstudien organisierte Analyse zeigt, dass Formen kommunikativer und sprachbezogener Arbeit und ihre Aneignung als kommunikative und sprachliche Ressourcen durch die NGO eine entscheidende Rolle bei der Ordnung institutioneller, professioneller, moralischer, affektiver und ‘sprachlicher’/‘versprachter’ Subjektpositionen im Kontext der Flüchtlingsarbeit spielen. Indem die Analyse Kontingenzen und Effekte dieser Prozesse – insbesondere die Mobilisierung responsibilisierender Logiken, der racialisation und der Prekarisierung von (‘versprachter’) Arbeitskraft – aufzeigt, leistet die Arbeit einen soziolinguistischen Beitrag zu einer Kritik an Politiken der Differenz und Ungleichheit, die, wie ich in dieser Arbeit zeige, die Arbeit in der Flüchtlingshilfe im gegenwärtigen, österreichischen Kontext strukturieren.

Jonas Hassemer ist derzeit als Universitätsassistent (PostDoc) am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien tätig. Weitere Infos finden Sie hier.

Preisträger*innen 2021/22

Lukas Thoma, BA MA für die Masterarbeit „Primitive Rule Learning in Deep Neural Language Models“ (Betreuer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Benjamin Roth, BSc, MSc)

Lukas Thoma studierte zuerst Deutsche Philologie und später Allgemeine Linguistik and der Universität Wien. Dazwischen lagen etwa zehn Jahre, in denen er in verschiedenen Rollen für ein Softwareunternehmen in der Industrie arbeitete. In seinem Linguistikstudium fokussierte er sich auf Natural Language Processing (NLP), im Speziellen an der Schnittstelle zur Psycholinguistik. In seiner Masterarbeit untersuchte Lukas Thoma elementare kognitive Mechanismen in State-Of-The-Art NLP Modellen. Dieser Ansatz offenbarte eine Forschungslücke im NLP Feld, was einem entsprechenden Projekt-Antrag eine Förderung im Rahmen des GO!DIGITAL 3.0 Programms der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einbrachte. Gemeinsam mit Dr. Erion Çano und Dr.in Ivonne Weyers arbeitet Lukas Thoma seit Sommer 2022 als Doktorand am Projekt „Cognitive Plausibility of Deep Learning Language Models“, einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Arbeitsgruppen Digitale Textwissenschaften und Psycholinguistik an der Universität Wien.

MMag. Dr. Agnes Kim für die Dissertation „Slawisches im Wienerischen revisited: Die Repräsentation des ‚Slawischen‘ in Wörterbüchern des ‚Wienerischen'“ (Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Michael Newerkla; PD Mag. Dr. Manfred Michael Glauninger)

Agnes Kim studierte sowohl Slawistik (Tschechisch) als auch Germanistik an der Universität Wien. Seit Anfang 2016 ist sie im Teilprojekt „Deutsch und slawische Sprachen in Österreich: Aspekte des Sprachkontakts“ (PL: Stefan Michael Newerkla) des SFB „Deutsch in Österreich. Variation – Kontakt – Perzeption“ (FWF F60) als Projektmitarbeiterin angestellt. In diesem Kontext konnte sie auch Ihre Dissertation aus der Slawistik verfassen und das entsprechende Doktoratsstudium 2022 abschließen. Für die Erarbeitung mehrerer Publikation aus dieser Arbeit erhielt sie ein Post-Doc-Track-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das Sie von August 2023 bis April 2024 am Institut für Slawistik der Universität Wien in Anspruch nimmt. Außerdem arbeitet sie seit Februar 2023 als Lexikographin für das Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich (WBÖ) am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. An selbigem Institut leitet sie von Oktober 2023 bis September 2024 das von der Kulturabteilung der Stadt Wien geförderte Projekt „Wien – anders und mehr.sprachig: Eine soziolinguistische Erhebung von Sprachkompetenzen, Sprachgebrauch und Spracheinstellungen von Wiener:innen“. Inhaltlicher Hauptfokus der Forschung von Agnes Kim ist die historische und gegenwärtige (deutsch-slawische) Mehrsprachigkeit in Österreich und der aus dieser resultierende Sprachkontakt. Um ein möglichst vielschichtiges Bild dieses Forschungsgegenstandes zeichnen zu können, verwendet sie ein breites Repertoire verschiedener (historisch) soziolinguistischer, variationslinguistischer, korpuslinguistischer und metalexikographischer Methoden.

Preisträger*innen 2020/21

Irene Amparo Böhm, BA MA für die Masterarbeit „Exploring Morphonotactics: An Iterated Learning Experiment of Consonant Clusters“ (Betreuer: Univ.-Prof. Mag. Dr. Nikolaus Ritt)

Irene Böhm studierte englische Sprachwissenschaft an der Universität Wien. Im Laufe ihres Studiums am English Department und ihres Erasmus-Aufenthalts an der University of Edinburgh entwickelte sie ein starkes Interesse für Sprachwandel. Besonders fasziniert sie die historische Phonologie unter den Gesichtspunkten der Natürlichkeitstheorie und der kulturellen Sprachevolution. Dementsprechend verfasste sie ihre Masterarbeit im Forschungsgebiet der Morphonotaktik, wobei sie den kulturellen Transfer von Konsonantenfolgen im Wortstamm vs. über Morphemgrenzen hinweg in einer Studie zum künstlichen Spracherwerb untersuchte. Seit Oktober 2021 ist sie als Universitätsassistentin am Institut für Anglistik & Amerikanistik tätig (Forschungsgruppe NatSIDE). In ihrem Dissertationsprojekt verfolgt sie weiterhin die Schnittstelle zwischen Phonotaktik und Morphologie, und erforscht die Rolle der morphotaktischen Erkennbarkeit phonologischer Muster im Lautwandel mittels Corpus Studien im Englischen und Experimenten an künstlichen Sprachen.

Für die beste Dissertation ex aequo:

Dr. phil. Fabian Fleißner, BA MA für die Dissertation „Keine Frage des Aspekts: Das Präfix gi- und die temporalen Diskursmuster des Althochdeutschen und Altsächsischen“ (Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Alexandra N. Lenz)

Nach Abschluss seines Studiums der deutschen Philologie war Fabian Fleißner Doktorand und wissenschaftlicher Assistent am Institut für Germanistik der Universität Wien bei Alexandra N. Lenz (2015–2019), anschließend Lexikograph an der österreichischen Akademie der Wissenschaften beim Projekt „Wörterbuch der bairischen Mundarten Österreichs“ (2019–2021). Seit 2021 ist er Postdoktorand im Forschungsprojekt „Nominalisierungsstrategien in verbonominalen Konstruktionen und sekundären Präpositionen“ an der Faculté des lettres et sciences humaines der Universität Neuchâtel.

Dr. phil. Bettina Leitner, BA MA für die Dissertation „The Arabic Dialect of Khuzestan (Southwest Iran): Phonology, Morphology and Texts“ (Betreuer: Univ.-Prof. Dr. Stephan Procházka & Assoz.-Prof. Dr. Dina El Zarka.

Bettina Leitner hat 2020 an der Universität Wien, Institut für Orientalistik, das Doktoratsstudium der Arabistik abgeschlossen. Seit ihrer Masterarbeit über einen nordmarokkanischen Dialekt galt ihr Forschungsinteresse primär dem Bereich der Arabischen Dialektologie. Ihre Doktorarbeit, eine Grammatik eines im Südwesten Irans gesprochenen arabischen Dialekts, ist soeben in Buchform bei Brill erschienen. Nach Abschluss ihres Studiums war sie im an der Universität Graz (Institut für Sprachwissenschaft) angesiedelten Sprachdokumentationsprojekt „Die Sprache der arabischen Minderheit im Südiran“ für ein Jahr tätig. September 2021 wechselte sie zurück an die Universität Wien, wo sie nun als Post-Doc-Assistentin angestellt ist. Ihr aktuellen Forschungsschwerpunkte sind periphere arabische Dialekte, arabischen Beduinendialekte im Oman und Diskursmarker in den arabischen Dialekten.

Havers-Fonds

Der Havers-Fonds wurde 1990 von Jochem Schindler zum Andenken an Wilhelm Havers, Ordinarius für Allgemeine und Indogermanische Sprachwissenschaft an der Universität Wien (1937-1950) und erster Herausgeber der Zeitschrift Die Sprache gestiftet. Der Fonds dient der Unterstützung von Studierenden der Indogermanistik in Wien durch einen Reisekostenzuschuss für indogermanistisch relevante Tagungen, Sommerschulen, Forschungsaufenthalte u. ä.

Bewerbung

Voraussetzung für die Bewerbung ist ein noch nicht abgeschlossenes Studium der Indogermanistik. Der Reisekostenzuschuss wird maximal zweimal pro Jahr als Pauschale in der Höhe von 250€ vergeben. Studierende, die bereits einen Reisekostenzuschuss erhalten haben, sind von der Bewerbung ausgeschlossen.

Bewerbungsunterlagen

  • Lebenslauf
  • Kurzes Motivationsschreiben mit Beschreibung des Ziels bzw. Zwecks der Reise und deren Bedeutung für den eigenen Studienverlauf
  • Adresse für die Einreichung von Bewerbungen: wsg.sprachwissenschaft@univie.ac.at. Die Bewerbung ist ganzjährig möglich.