29. Apr 2025
Jonas Hassemer
Universität Wien, Institut für Sprachwissenschaft
Gewinner des Förderungspreises der WSG 2022/23
Being Languaged: Sprache, Arbeit und rassialisierte Andere
Abstract: In meinem Vortrag ziehe ich Bilanz aus meiner Ethnographie sprachlicher bzw. versprachter Arbeit und Subjektivität in einer Beratungsstelle für Geflüchtete in Wien. ‚Sprachen‘ und ‚Kommunikation‘ waren während meiner Teilnahme als Forschender und freiwilliger Mitarbeiter in der Einrichtung Gegenstand kontinuierlicher Problematisierung – etwa in der Aushandlung der Grenzen der angebotenen Leistungen gegenüber Klient*innen, in besonderer Weise aber auch im Zusammenhang mit Tätigkeiten wie dem Dolmetschen und sog. ‘muttersprachlicher Beratung’. Mit Versprachung [languaging] bezeichne ich Prozesse, in denen eine Person primär als Sprecher*in einer (mehr oder minder) bestimmten Sprache angesprochen und verstanden wird. Als Form der Anrufung funktioniert die Versprachung als Aufforderung, sich gegenüber ethnisierenden/rassialisierenden Differenzkategorien zu positionieren, und ist verknüpft mit unterschiedlich ausgestalteten Handlungsräumen, nutzenkalkulierenden Bewertungen und professionellen Erwartungshaltungen. Damit bietet mein Vortrag eine soziolinguistische Perspektive auf Ungleichheits- und Prekarisierungsphänomene in der Flüchtlingshilfe.